Fame Junkies

Redaktionelle Rezensionen

Jeder weiß, wie hoch der Beliebtheitsgrad von Castingshows bei Kindern und Jugendlichen ist. Viele von ihnen würden viel darum geben, selbst eines Tages als Star berühmt zu sein. Dieser Traum erfüllt sich für Jamie. Sie ist 16 Jahre jung, hübsch, und sie kann ein wenig fotografieren. Zufällig ergattert sie einen verwegenen Treffer, und dieses Foto wird zum Auslöser für eine sagenhafte Karriere. Zunächst lesen sich diese Briefe, die Jamie an ihren Liebsten Nasim schreibt, wie lockerleichte "Bravo"-Lektüre oder eine harmlose Vorabend-Soap. Aber dann tauchen daneben die Briefe von Avy auf. Auch er geht mit Jamie zusammen in die Schule, in der die Kinder der Reichen New Yorks ausgebildet werden. Aber Avy ist nicht "gesegnet" wie die anderen, Avy ist keine Schönheit, aber um im Showbiz erfolgreich zu sein, braucht man z.B. supergeile Waden. Doch da helfen ja glücklicherweise Implantate. Dummerweise kosten die richtigen Schönheitskorrekturen viel Geld, aber kein Problem: Geld hat man ja! Notfalls kann man durch kleine Jobs den sowieso großzügigen Wechsel der Eltern leicht ergänzen. Lukrativ dafür sind kleine Drogendeals, sozusagen als Nebeneffekt, wenn man damit im Geschäft ist, weil man den Stoff auch für die eigene gute Laune braucht, denn für das nächste Casting braucht man eine super Stimmung. Der Ton, in dem sich die Geschichte entfaltet, verändert sich, verfärbt sich von sonnenhell in gleißend, beißend, schmerzende Kälte, mit der sich die Schlinge um Avys Freiheit legt und die auch Jamie, die ihren eigentlich fröhlich lebenslustigen Freund retten will, erfasst. Aber nicht nur Avy muss die misslungene Erfüllung seiner Sehnsucht teuer bezahlen. Nach und nach bricht die scheinbar schöne Fassade der Traumwelt der Stars in sich zusammen...
Gabriele Hoffmann (Leanders Leseladen, Heidelberg)