Charles Baudelaire, Dichter und Kunstkritiker

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23.70x15.70x2.20 cm
Beschreibung:
Die kritische Reflexion über das Verhältnis von Malerei und Dichtung hat in Frankreich eine lange Tradition. Mit den italienischen Künstlern an den Königshöfen der Valois und der staatlichen Gründung der Kunstakademien im klassischen Zeitalter bilden sich Strukturen aus, die die Debatten über das Vorbild der Antike, über Farbe und Zeichnung und die Darstellung von Leidenschaft und Handlung in den beiden Künsten fördern. Im 18. Jahrhundert begründen die Salons des Aufklärers Denis Diderot eine neue Gattung der Kunstkritik. Baudelaire, von Diderot inspiriert, entwirft in den Salons von 1845, 1846 und 1859 in der kritischen Betrachtung des je spezifischen Kunstwerks seine eigene Ästhetik. In den Gedichten der Fleurs du mal (1857/61) leuchten suggestiv Malernamen, Gemälde und Stiche als imaginativ zu erinnernder Hintergrund auf, vor dem sich neue Sprachbilder und Deutungen von Welt entfalten. Aus einem doppelten Zeit- und Realitätsbezug, dem der subjektiven Erfahrung moderner, zeitgenössischer Welt und dem bereits bestehender künstlerischer Darstellungsformen, konstituiert sich Baudelaires ästhetische Moderne. Der auf dem Umschlag abgebildete Stich zeigt eine Variante jener Baudelaire-Porträts, die Edouard Manet nach dem frühen Tod des Dichters (1821-1867) entworfen hat. Die Kontraste von Hell und Dunkel, von obscuritas und Erleuchtung bestimmen die Regie, sie setzen sich fort in der Bildzitation von Spruchband und Fledermaus aus der Melencolia I (1514) von Albrecht Dürer und den Nachtgestalten - Hexen, Fledermäusen, Schlangen - aus den Caprichos (1799) von Francisco Goya. Die in dem vorliegenden Buch versammelten Aufsätze erklären Konzepte der Baudelaireschen Kunstkritik wie die Schönheit als Glücksversprechen oder das Lachen, sie stellen seine Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Maler Manet oder dem Zeichner Constantin Guys dar und erläutern das imaginativeVerfahren des Dichters, der die Anschauungsformen von Malerei und Skulptur auf neue Weise analysiert und kombiniert.
Alle Faszination Baudelaires gilt dem Bild: 'Glorifier le culte des images (ma grande, mon unique, ma primitive passion)'. Als Kunstkritiker bespricht er zeitgenössische Maler und Gemäldeausstellungen, die Salons. Seine ästhetischen Kriterien von Gegenwartsbezug und Flüchtigkeit des Schönen entwickeln sich in Zwiesprache mit dem jeweiligen Gemälde, nicht im theoretischen Ansatz. Lyrische Sprache, die in Bildern und Metaphern ihre Ausdruckskraft findet, ist in den Fleurs du mal mittels der ständigen Referenz auf reale und fiktive Gemälde und ihre Darstellungsverfahren verdichtet. Eine bereits formgestaltete Deutung von Wirklichkeit wird neu gestaltet; evokative Potenz und die kritische Analyse verfügbarer Deutungen von Welt sind gleichermaßen gesteigert. Die versammelten Aufsätze sind aus einer Vorlesungsreihe an der Universität Münster hervorgegangen. Sie beleuchten synthetisch Baudelaires Kunstkritik und stellen seine Modernitätskonzepte heraus. Einzelinterpretationen von Stendhals Formel der Schönheit als Glücksversprechen, der Rezeption von Goyas Caprichos oder der Künstlerfreundschaft mit Manet veranschaulichen komplexe Kunstformen, in denen sich modernes ästhetisches Bewußtsein über die geschichtlich vergegenwärtigte Tradition ausbildet.

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