Briefwechsel

 gebunden mit Schutzumschlag
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ISBN-13:
9783608939408
Veröffentl:
2012
Einband:
gebunden mit Schutzumschlag
Seiten:
944
Autor:
Ernst Jünger
Gewicht:
1041 g
Format:
217x140x65 mm
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Schmitt avancierte darüber zum »Kronjuristen des Dritten Reiches«, der 1936 allerdings kaltgestellt wurde. Jünger wahrte Distanz gegenüber den Nazis und wurde zum kritischen Beobachter und Chronisten der deutschen Verfehlung. Nach 1945 mußte sich Schmitt mit einem glanzlosen Dasein in provinzieller Abgeschiedenheit begnügen, während Jünger zu einem vielbeachteten, wenn auch vielfach angefeindeten Autor aufsteigen konnte. Gleichwohl hielten Jünger und Schmitt über all diese Jahre hinweg Kontakt und reflektierten ihr Verhalten während dieser verwerfungsreichen Zeit in einem kontinuierlich geführten Briefwechsel, der größtenteils erhalten ist und hier einschränkungslos wiedergegeben wird: über 400 Briefe, bemerkenswert nicht nur als Quelle biographischer und werkgeschichtlicher Informationen, sondern auch als Dokumente eines Versuchs, die Tragik der eigenen Geschichte durch Bezugnahme auf mythologische, literarische und historische Existenzmuster zu verstehen und aushaltbar zu machen.

Rezension'Ein Austausch hochgebildeter Seelen, die sich alle Mühe geben, möglichen Verstimmungen des Partners von vornherein aus dem Wege zu gehen. So sind diese mehr als 50 Jahre Briefwechsel, die übrigens sehr unterschiedlich auf die Lebensphasen verteilt sind, ein Dokument von zwei Symbolfiguren dieses Jahrhunderts, die sich immer suchten, aber nie ganz fanden. Es liegt nunmehr in einer von Helmuth Kiesel mustergültig betreuten Ausgabe vor, in der von den 832 Seiten fast die Hälfte den Fußnoten eingeräumt ist. Die sind auch nötig, denn beide Briefpartner reiten Steckenpferde, die nicht unbedingt zum Bildungsfundus auch des Gebildeten gehören. Schnell wird dabei ersichtlich, wie viel Ernst Jünger den Anregungen seines gelehrten Freundes verdankt. [.] 100-jährig notiert er: >Carl Schmitt ist in meiner und ich bin in seiner Biografie unvermeidlich.< Und: >Carl Schmitts Briefe sind geistiges Hochland im Vergleich zu dem, was heute in Deutschland geboten wird<. Das gilt - ohne den Vergleich zu übernehmen - auch für Jünger. Dieser Briefwechsel dokumentiert, was an Briefkultur in Deutschland verloren ging.' Paul Noack, Die Welt, 09.10.1999 'Das Faszinierende an Carl Schmitt ist, dass alles, was er schreibt, gleichzeitig anachronistisch und hochaktuell klingt. Seine Begriffe sind immer radikal, polemisch und rapide, das macht sie prägnant. [.] In all den Lebensetappen, die der Briefwechsel Revue passieren lässt, geht es Ernst Jünger in erster Linie immer darum, eine gute Beobachtungsposition einzunehmen, gerade auch gegenüber dem absoluten Schrecken. [.] Ernst Jünger - das dokumentiert der Briefwechsel sehr schön - wird sich selbst historisch, sieht die Geschichte am Ende und tritt aus ihr aus. Schwund durch Beschleunigung ist für ihn die Signatur der Zeit nach dem Ende der Geschichte.' Norbert Bolz, Frankfurter Rundschau, 13.10.1999 'Zivilisationskritik - der Briefwechsel zwischen Ernst Jünger und Carl Schmitt dokumentiert eine problematische Freundschaft. Über fünf Jahrzehnte korrespondierten der Schriftsteller und der Staatsrechtler. Ihre Briefe sind ideengeschichtlich höchst aufschlußreich. [.] Die geistige Partnerschaft zwischen Schmitt und Jünger lebte im wesentlichen von wechselseitiger Anregung und Bestätigung. Geschichtsphilosophische Spekulationen, Symbole, Orakel und Mantras, Mythologisches und Kabbalistisches, Visionen von Hieronymus Bosch, Astrologisches und Parapsychologisches, Wortarchäologie und Buchstabensymbolik - sie sind der Stoff, aus dem die Briefpartner eine gemeinsame Gegenwelt zu der von beiden als unheilvoll empfundenen Moderne schaffen. Und dann ein schönes Zitat hier, ein selbstverfaßtes Epigramm oder Gedicht dort: kostbare kleine Geschenke, die wie Edelsteine oder exotische Käfer funkeln. [.] Wir können hier [.] zwei Alchimisten des Wortes bei der Herstellung geheimnisvoll schillernder Formulierungen beobachten. In den Tiegeln und Reagenzgläsern ihres Labors mischt sich Erhabenes mit Banalem, Ergreifendes mit Lächerlichem, Erfreuliches mit Abstoßendem. Heraus kommt ein starker Zaubertrank, der auf die einen berauschend, auf die anderen aber ernüchternd wirken wird. [.] Zweitens legt die Korrespondenz manche Querverbindung, Anhänglichkeit und Abhängigkeit zwischen verschiedenen Zivilisationskritikern unseres Jahrhunderts offen. Diese bunte Truppe ist international, und es sind keineswegs nur >Rechte< darunter. Das Netz reicht von Gottfried Benn, Ernst Niekisch, Martin Heidegger und Walter Benjamin über Oswald Spengler und Arnold Toynbee bis Louis-Ferdinand Céline, Ezra Pound und, manchen wird's erstaunen, Henry Miller. [.] Drittens wird verständlich, weshalb die antidemokratischen Rechtsintellektuellen der Weimarer Zeit der jungen Bundesrepublik nicht gefährlich werden konnten: Sie zogen sich in ihre Elfenbeintürme zurück und blickten von dort aus hochmütig herab auf die anschwellende Flut umerzogener, von angelsächsischen Einflüssen verdorbener Bundesbürger, denen der schlichte Verfassung

Ernst Jünger (1895-1998) und Carl Schmitt (1888- 1985) lernten sich 1930 in Berlin kennen. Beide hatten sich schon einen Namen gemacht und versuchten damals, mit gedanklich zugespitzten und brillant geschriebenen Essays die verfahren wirkenden Verhältnisse nicht nur zu analysieren, sondern auch in einem konservativen und zugleich revolutionären Sinn zu beeinflussen.

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