Den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik haben viele als ein "unerhörtes Ereignis" empfunden. Unvergleichlich war diese Vereinigung jedoch nicht. An zwölf Beispielen aus aller Welt, von Schottland 1707 bis Hongkong 1997, wird der in der modernen Geschichte häufigste Vereinigungstyp beschrieben: der Anschluß. Er beinhaltet die Übertragung des Gesellschaftssystems des Hauptlandes auf das Anschlußgebiet. Dessen rechtliche Gleichstellung beendet noch nicht die sozialen und wirtschaftlichen Differenzen. Das Ausmaß sich daraus ergebender Spannungen hängt wesentlich von den geweckten Erwartungen, von Art und Tempo der Angleichung sowie den Methoden des Elitenwechsels ab. Die Analyse der sorgfältig ausgewählten und konkret beschriebenen "Anschlußfälle" ermöglicht die exakte Verortung der deutschen Wiedervereinigung und erlaubt eine historisch begründete Antwort auf die Frage nach den Chancen für die "innere Einheit".
Aus dem Inhalt: Was ist ein Anschluß? Notwendige Bemerkungen zu Begriff und Methode - Von Schottland bis Hongkong: eine Beschreibung des Verlaufs von zwölf Anschlüssen zwischen dem Beginn des 18. und dem Ende des 20. Jahrhunderts - Anschlußvarianten und Methoden der Angleichung - Nach dem Anschluß: äußerliche Angleichung und innere Distanz - Elitenwechsel als unvermeidliche Anschlußfolge? - Der Einfluß Dritter: alte Schutz- und neue Garantiemächte - Dauerhafte Integration, fortwirkende Ambivalenz, erneute Trennung: die Langzeitergebnisse von Anschlüssen - Der Beitritt der DDR zur BRD aus vergleichender Sicht - Anschlüsse in Gegenwart und Zukunft.