Wenn sich heute neben Philosophie, Theologie und Medizin eine beachtliche Anzahl von Wissenschaften mit der Problematik des Todes befassen, dann ist es ein Gebot der Stunde, die historische Dimension dabei nicht auszublenden. So hat sich in den letzten Jahrzehnten vor allem die Mentalitätsgeschichte um eine »Geschichte des Todes« bemüht (Ph. Ariès, Vovelle u.a.). Diesen Anstrengungen schließt sich die vorliegende Studie an. Dabei soll die Thanatopraxis nicht außer Betracht bleiben. Denn nur wenn beispielsweise die Sterbeliturgie angemessen berücksichtigt wird, kann der geistige Ort einer mittelalterlichen Dichtung bestimmt werden. Fakten und Hinweise über die dichterische Fassung von Sterben und Tod - keinesfalls erschöpfende Auskünfte - sollen hier im Blick auf die mittelalterliche Thanatologie zur Diskussion gestellt werden.
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Ohne den wichtigen Hintergrund der antiken und kirchlichen Todesvorstellung zu vernachlässigen, erschließt diese Untersuchung die Todesbilder, wie sie in der mittelalterlichen deutschen Literatur sichtbar werden: religiöse Utopie (Himmlisches Jerusalem) und Belehrung, liturgische Praxis, Jenseitsvisionen und Jenseitsfahrten, dichterisch verklärte, aber auch krude Todesdrastik, erotisch oder mystisch überhöhte Todesvorstellungen.